Kap. 12 Workflow Management in ERP-Systemen 12.1 Workflow Management: Konzepte 12.2 Einbindung von Workflow Management- Funktionalität in ERP-Systeme 12.3 SAP Business Workflows Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 1
12.1 Workflow Management: Konzepte Im Zentrum des Workflow-Managements steht der Begriff des Geschäftsprozesses: � Ein Geschäftsprozess ist eine Folge von Aktivitäten, für die ein oder mehrere Inputs benötigt werden und die für den Kunden ein Ergebnis von Wert liefert. [VossenBecker1996] • Wesentliches Merkmal eines Geschäftsprozesses ist, dass es sich um einen wiederkehrenden und klar definierten Ablauf handelt � Geschäftsprozesse basieren in der Regel auf einer Vielzahl von Programmen bzw. Anwendungen • Implementieren Prozess-Aktivitäten und stellen dafür jeweils spezialisierte Dienste zur Verfügung • Aber: diese Programme/Anwendungen sind zumeist nicht für die Zusammenarbeit geschaffen ➜ Workflow-Management-Systeme fassen einzelne Dienste zu kohärentem Ganzen zusammen und automatisieren/kontrollieren deren Ausführung (= automatisierter Geschäftsprozess) Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 2
Workflow und Workflow-Management-System � Definition Workflow [Quelle: WFMC] „The computerized facilitation or automation of a business process, in whole or part.“ • Die Anfänge des Workflow Managements liegen im Bereich des Dokumentenflusses (document-oriented workflows) • Neuere Entwicklungen gehen jedoch hin zu komplexen Abläufen über beliebigen Anwendungen (process-oriented workflows) � Definition Workflow-Management-System (WFMS) [Quelle: WFMC] „A system that completely defines, manages, and executes workflows through the execution of software whose order of execution is driven by a computer representation of the workflow logic.“ • Build-Time: Prozess-Definition und –Modellierung • Run-Time: Kontrolle und Verwaltung von Prozess-Ausführungen (gemäss den vorgegebenen Ablaufregeln), sowie Interaktionen mit IT-Anwendungen und Benutzern Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 3
Workflow Management Coalition (WfMC) � Non-profit-Organisation mit dem Ziel der Standardisierung von Workflow Management Systemen • Gegründet in 1993 • Über 280 Mitglieder (in der Regel Hersteller und Anwender von Workflow Management Systemen sowie Forschungsgruppen) • „The Coalition’s mission is to promote and develop the use of workflow through the establishment of standards for software terminology, interoperability and connectivity between workflow products.“ � Wichtigste Errungenschaften • Vereinheitlichung der Terminologie im Bereich des Workflow Management • Reference Model, also eine Referenz-Architektur welche die – Komponenten eines Workflow Management-Systems sowie die – Schnittstellen zwischen diesen Komponenten spezifiziert Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 4
Architektur von Workflow-Management- Systemen … Prozess- Workflow Workflow Prozess- Definition Client Client Monitoring Prozess- Modelle Workflow Engine Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 5
… Architektur von Workflow-Management- Systemen � Workflow-Management-Systeme können selbst als dreistufige Client/Server-Systeme angesehen werden • Clients: – Prozess-Definition – Monitoring (Zustandsüberwachung) – Verwaltung (Starten von Prozessen, etc.) • Anwendungsfunktionalität: – Prozesse sind verteilte Anwendungen � Basiskomponenten dieser verteilten Anwendungen sind Dienste der eingebetteten Anwendungen (evtl. selbst wieder Workflow-Prozesse) in eigenständigen, unabhängig entwickelten Teilsystemen � Diese Dienste können ein breites Spektrum abdecken: von einfachen Formularen bis hin zum komplexen Anwendungsdiensten • Datenhaltung: – Prozessmodelle (Build-Time) und – Prozesszustände (Run-Time) Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 6
Einbindung von Anwendungen Workflow Management System (WFMS) Workflow Engine C A D B Manueller Aufruf von Anwendungen Automatischer Aufruf von Anwen- (durch Benutzer, Benachrichtigung dungen (durch Workflow Engine) via Worklist) Application Agent Eingebundene Anwendungen GUI GUI GUI GUI Anwendung A Anwendung B Anwendung C Anwendung D Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 7
Workflow-Komponenten Die Grundlage von Workflows bilden Aktivitäten, die eigentlichen Prozess-Schritte. Zusätzlich sind die „drei R´s“ wichtig: � Route • Kontrollfluss – Festgelegte Ausführungsreihenfolge der einzelnen Aktivitäten • Datenfluss – Datencontainer (Ein- und Ausgabeparameter) � Roles (Rollen) • Menge von Personen mit ähnlichen Aufgabenbereichen/ Zuständigkeiten � Rules (Regeln) • Bedingungen für die Ausführung von Aktivitäten • Fehlerbehandlung • Bestimmung von Bearbeitern für konkrete Prozess-Schritte (Rollenauflösung) Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 8
Anforderungen an WFMS � Neben der Kernfunktionalität (Ablaufsteuerung) sind folgende Aspekte wichtig: � Integration (beliebiger) externer Anwendungen � Ausführungsgarantien für Prozesse • Fehlertoleranz • Synchronisation • Persistenz • … wir finden hier also auch wieder die Idee der Objektverwaltung höherer Ordnung, diesmal angewandt auf Prozesse � Geeignete (grafische) Benutzerunterstützung • Prozess-Modellierung • Monitoring von Prozessen (auch über Systemgrenzen hinweg) Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 9
Anwendungsintegration � Möglichkeit des Aufrufs externer Programme � Unterscheidung (gemäss WFMC) • Workflow-enabled applications – Unterstützen bereits die Schnittstellen, die für die Interaktion mit einer Workflow Engine spezifiziert sind (durch WFMC) • Andere, nicht „workflow-enabled“ Applikationen – Anbindung durch Application Agent – Unterstützt zur Workflow Engine die Workflow standardisierten Schnittstellen … Engine – … und verwendet die spezifischen APIs der Anwendung Application Agent Applikation Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 10
Transaktionsgarantien … � Transaktionale Ausführungsgarantien sind auch für Workflows unerlässlich • Workflows als langdauernde Transaktionen • Aber: ACID-Eigenschaften sind zu streng! � Atomarität: • Im klassischen Fall: „Alles-oder-Nichts“ • Workflows: Fehler (Systemfehler oder Fehler einzelner Aktivitäten) dürfen nicht gleich zum Rücksetzen des kompletten Prozesses führen – Systemfehler: � „Forward-Recovery“ anstelle von Abbruch � Voraussetzung: Prozesszustand wird persistent verwaltet – Fehler einzelner Aktivitäten: � Flexible Fehlerbehandlung, z.B. durch Alternativen bzw. Wiederholung (bei Kommunikationsfehlern) Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 11
… Transaktionsgarantien � Isolation: • Wie im klassischen Fall muss garantiert werden, dass der Zugriff auf gemeinsame Ressourcen (via Applikationen) durch verschiedene Workflow- Prozesse koordiniert wird • Aber: ein Workflow ist nicht gleichzusetzen mit einer verteilten Transaktion, sollte also nicht mit 2PC-Protokoll behandelt werden � Persistenz: • Nicht nur die Daten, die in den einzelnen Schritten produziert/ verändert werden, müssen persistent verwaltet werden, sondern auch: – Prozesszustände (Laufzeitinformationen): Protokollierung der Prozessausführung, um Forward Recovery zu ermöglichen – Prozess-Schemata ➜ Workflows verlangen erweiterte Transaktionsmodelle („advanced transaction models“) • Durch die steigende Beliebtheit von Workflow-Prozessen zur Entwicklung verteilter Anwendungen ist die Kombination von Workflows und Transaktionen ein aktuelles Thema • Vorlesung „Transaktionsverwaltung in modernen Informationssystemen“ im Wintersemester 2001 Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 12
12.2 Workflow Management und ERP-Systeme � Aufgaben von Workflow Management in bzw. oberhalb von ERP-Systemen • Zusammenfassen von betriebswirtschaftlichen Funktionen bzw. Transaktionen innerhalb eines ERP-Systems • Integration externer Anwendungen zur Bearbeitung von Prozess- Schritten, die ausserhalb des ERP-Systems erfolgen • Möglichkeit zur Einbindung von ERP-Funktionalität in externe Workflow Management-Systeme Objektverwaltung höherer Ordnung (OHO) – SS 2001 Kapitel 12: Workflow Management – 13
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