Gliederung Stress und Stressbewältigung durch 1. Medienwandel und gesellschaftlicher Wandel neue Medien 2. Social Networks und Kontaktpflege 3. Facebook-Depression oder Wohlbefinden 4. Leben in parallelen Welten 5. Risiken und Potenziale 6. Lösungsansätze Prof. Dr. Daniel Süss Referat vom 14. März 2014 am 25. Zürcher Präventionstag Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule Medienwandel und gesellschaftlicher Medienbindung in verschiedenen Alterskohorten Wandel (Schulmeister 2008: 59, vgl. auch MPFS 1998 - 2013) Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule
Persönliche Medienausstattung Jugendlicher BITKOM-Studie „Connected Worlds“ (2010) JAMES-Studie 2012 Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule Social Networks: Kontakte The Facebook Version of you…. Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule
Facebook-Depression oder Wohlbefinden durch Soziale Medien? Generation Porno? (Gernert 2010) (Ernst, 2013; Fenners/Mehl, 2013) • Durchschnittliche Anzahl Facebook-Freunde steigt: Effekte des 2006: 137, 2007: 185, 2009: 440 Pornokonsums? Primär • Introvertierte Personen fühlen sich im Netz sicherer/offener. ein Potenzial für • Extravertierte Personen bewirtschaften ihre Profile aktiver. Verunsicherungen und • Positive Selbstdarstellung und Feedback (likes) fördern das Stress. Wohlbefinden und den Umgang mit Stress. • Grösse des sozialen Netzwerks fördert Wohlbefinden. • Narzisstische Selbstinszenierung wird verstärkt. Skripte: Drehbücher im • Unrealistischer sozialer Vergleich (permanente Party-Stimmung) Kopf, Liebeslandkarten. • Sehr viele Facebook-Freunde, intensive Bewirtschaftung des Vorhandende Profils weniger soziale Unterstützung durch nahe Beziehungen. Strukturen des • Alleiniges Betrachten von Postings versus aktives Verhalten. Begehrens. Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule Leben in parallelen Welten Potenziale der Medien im Alltag Risikopotenzial: Produktives Potenzial: Flow Transfer Konsum- und Konformitätsdruck Medien als Bausteine einer anregenden sozialen, dinglichen und symbolischen Umwelt Fremdbestimmte Zeit, Stress, Parasoziale Verhaltenssucht Interaktionen und Medienumgang als bewusstes virtuelle Beziehungen Zeitmanagement im Suchen von Verzerrungen im Selbst- und Weltbild, Balance Soziale Interaktionen Aggressivität, Angst, sexuelle Devianzen und Real Life Sozial verortete Selbstgestaltung Beziehungen Träume Auflösung von Identitätsgrenzen, Gedanken Medienkompetenz als Erwerb von Wirklichkeitstransfer Entwicklungsaufgaben Handlungskompetenz Belastungen Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule
High Risk Adolescent versus Positive Verhaltenssucht (Grüsser / Thalemann Youth Development (Misek-Schneider 2006) 2007) • Ein erlerntes Verhalten und eine Form der Impulskontrollstörung? Der gefährdete Online-Spieler nutzt das Spiel vorwiegend • Dysfunktionale, aber effektive Stressverarbeitungsstrategie. kompensatorisch . Es gibt keine Synergien, sondern destruktive Tendenzen. Die Lebensqualität sinkt in allen Lebensbereichen. Beispiele von Verhaltenssucht: oft Favorisierung von hoch violenten Games Pathologisches Glücksspielen, pathologisches Brandstiften (Pyromanie), pathologisches Stehlen (Kleptomanie), Ausreissen der Haare (Trichotillomanie), Kaufsucht, Der nicht-gefährdete Online-Spieler nutzt das Spiel Arbeitssucht, Sportsucht, Computersucht (Internet und vorwiegend komplementär zu seiner Offline-Lebenswelt. Games), Sexsucht (sexuelle Hyperästhesie). Beide Welten ergänzen sich und verbessern die Lebensqualität in beiden Kulturen. Meist breites Spektrum an Spielen Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule Handy-Abhängigkeit (Waller & Süss, 2012) Mobil und verbunden zugleich… N = 1245 befragte 12- bis 19-jährige Jugendliche aus der Schweiz. • Gegenseitige Rückversicherung Prädiktoren für Handy-Abhängigkeit bei Jugendlichen: • Extraversion • Allgemeine Kontaktpflege • Neurotizismus • Ständige Erreichbarkeit bei hoher Mobilität • Niedriges Selbstwertgefühl • • „Hotline“ und Medium der Halbfreiheit Impulsives Verhalten • Medium des Flirts und Probehandelns Handy-Abhängige: • Accessoire zur subkulturellen Positionierung • haben eine schlechtere Beziehung zu den Eltern • verkehren häufiger in Jugend-Clubs und auf Partys • führen einen hektischeren Alltag • schätzen das Risikopotenzial der Handystrahlen geringer ein. Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule
Mediennutzung und Multitasking Zahlen aus der US-amerikanischen GENERATION M2- Nutzungsformen zwischen Risiko und Anregung Studie 2010 - Media in the Lives of 8- to 18-Year-Olds Geringe Balance Gute Balance Medienkompetenzförderung Hohe Risiken Hohe Anregung Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule Lösungsansätze Lösungsansätze Selbst- und Sozialkompetenz Medienkompetenz Umgangsregeln in Familien, Institutionen, Arbeitsteams Bewusster, kritischer Umgang mit Medien. Phasen der erlaubten Nicht-Erreichbarkeit Zur Information, zum Lernen, zur Unterhaltung, zur Kommunikation. Ritualisierte Markierung von Übergängen zwischen Rollenanforderungen und Als Konsument und als Produzent. Zeitabschnitten Bedürfnisgerechte und ohne negative Nebeneffekte. Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule
Literatur Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Ernst, Till (2013): Facebook und der Glücksfaktor. Der Einfluss von sozialen Netzwerken auf das Prof. Dr. Daniel Süss subjektive Wohlbefinden. Seminararbeit an der ZHAW – Angewandte Psychologie, Zürich. Deters, Fenne G. / Mehl, Matthias, R. (2013): Does Posting Facebook Status Updates Increase or Decrease Loneliness? An Online Social Networking Experiment. In: Social Psychology and ZHAW – Departement Angewandte Psychologie Personality Science, 4(5), p. 579-586. Online: http://spp.sagepub.com/content/4/5/579 Hermida, Martin (2013): EU Kids Online: Schweiz. Schweizer Kinder und Jugendliche im Internet: Forschungsschwerpunkt Medienpsychologie Risikoerfahrungen und Umgang mit Risiken. Online: http://www.martinhermida.ch/wp-content/uploads/ EU_Kids_Online_Schweiz.pdf www.psychologie.zhaw.ch Pfeiffer, Christian (2003): Medienverwahrlosung als Ursache von Schulversagen und Jugenddelinquenz? Online unter: http://kfn.de/versions/kfn/assets/medienverwahrlosung.pdf Stapferhaus Lenzburg (Hg.) (2010): Home – Willkommen im digitalen Leben. Baden: Hier + jetzt – IPMZ – Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung Verlag für Kultur und Geschichte. Süss, Daniel / Hipeli, Eveline (2010): Medien im Jugendalter. In. Vollbrecht, Ralf / Wegener, Claudia der Universität Zürich (Hg.): Handbuch Mediensozialisation. Wiesbaden: VS Verlag, S. 142-150. Professur Mediensozialisation und Medienkompetenz Willemse, Isabel / Waller, Gregor / Süss, Daniel / Genner, Sarah / Huber, Anna-Lena (2012): JAMES Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz. Zürich: ZHAW. Online: http:// www.ipmz.uzh.ch www.psychologie.zhaw.ch/JAMES Zürcher Fachhochschule Zürcher Fachhochschule
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